von Erna Hintz-Vonthron
Kalt – kalt ist die glitzernde Pracht –
Es klagt ein Tier in der heiligen Nacht.
Es gibt warme Stuben und Tische gedeckt
Und satte Bürger – und nichts, was sie schreckt.
Es gibt kalte Kammern und bitteres Brot
Und heimliche Tränen – und einsame Not.
Es gibt pralle Paläste voll Glimmer und Glanz
Und weltweiten Hunger – welch bittre Bilanz.
Es gibt gleiche Gesetze für Herren und Knecht‘
Und heilige Eide – und zweierlei Recht.
Es gibt eine Lehre – ein fünftes Gebot,
doch Kain schlägt weiter den Abel tot.
In den Domen der Welt brennt das ewige Licht –
Wo ist der Geist, der die Finsternis bricht.
Es glüht in der Christnacht der heilige Stern,
doch der Mensch ist von Christus oft auch fern.
Kalt – kalt ist die glitzernde Pracht. –
Ein Engel weint – in der heiligen Nacht.